Bonolino und die Boxerkrabben

Und wieder einmal ging es ab ins Wasser – dieses Mal ins Rote Meer. Das Rote Meer ist ein sogenanntes Nebenmeer des Indischen Ozeans und befindet sich zwischen Nordost-Afrika und der Arabischen Halbinsel. Warum das Rote Meer als solches bezeichnet wird, ist nicht ganz sicher, aber ganz sicher ist es nicht rot. Eine Boxerkrabbe namens Kassius Klee zeigte einen Diebstahl an und bat erstaunlicherweise mich um Hilfe. MauMau hatte sich schon wiederholt als Tauchkatze bewährt und begleitete mich daher in unserer raumfahrerähnlichen Montur.

Als wir im Roten Meer ankamen, wurden wir von Kassius Klee bereits erwartet. Die Krabbe sah aus, als hätte sie weißlich-rot-braun-geringelte Strümpfe an. Sie streckte uns zur Begrüßung ein kleines Blumensträußchen entgegen.

„Danke, lieb von dir! Blümchen wären aber nicht nötig gewesen“, sagte MauMau gerührt.

Kassius' Stielaugen zuckten überrascht in alle Richtungen.

„Keine Seerosen für dich!“, schnappte er nach ein paar Augenblicken. „Wir sind hier doch nicht in einer Dating-Show! Außerdem sind das keine Blumen, sondern Tiere.“

„Diese Blumen sind Tiere?“ Ich war total perplex.

„Blumentiere. Seeanemonen, um genau zu sein“, blaffte Kassius Klee.

„Sagtest du nicht gerade, das seien keine Blumen?“

„Yep! Seeanemonen sind Tiere – man glaubt es kaum. Genauso wie Korallen und einige Quallen. Sie gehören alle zu den Nesseltieren. Bei uns im Meer ist alles etwas anders gestrickt.“

„Erzählst du uns nun, warum wir herkommen sollten?“, fragte MauMau etwas ungeduldig.

„Warum? Ich bin ausgeraubt worden!“, japste Kassius. „Ich hatte zwei Seeanemonen – eine für jede Schere.“ Er schwenkte die verbliebene Seeanemone wie einen Cheerleader-Pompon durch die Gegend.

„Dann kamen Evander Hollerbusch, Rocky Majorano und Bubi Holz und nahmen mir eine der Seeanemonen weg!“

„Wer sind diese Burschen, und warum haben sie das getan?“, fragte ich.

„Sie sind Boxerkrabben, genau wie ich. Wir alle tragen unsere Seeanemonen wie Boxhandschuhe. Ohne sie sind wir unvollständig.“ Eine andere Boxerkrabbe namens Mike Thai Soi hatte Evander Hollerbusch während einer Auseinandersetzung ein Stück aus seiner rechten Anemone gebissen. Daher wollte Evander eine neue. „Zusammen mit seinen Kumpels hat er mir dann meine entrissen!“

„Wie gemein!“ MauMau war ernsthaft entrüstet. „Das lassen wir denen nicht durchgehen! Oder, Bonolino?“

„Auf gar keinen Fall!“

Gemeinsam machten wir uns auf, um die Krabben-Gang ausfindig zu machen. Wir entdeckten sie in einem quadratischen Boxring. Sie befanden sich im Sparring – im Trainingskampf mit zwei weiteren Boxerkrabben.

Cassius, Bonolino und MauMau schauen zwei Boxerkrabben beim Kämpfen zu

„Der Typ auf der linken Seite ist Karl Klatschmohn, und der rechts davon heißt Max Schierling“, flüsterte Kassius. „Der ist ziemlich gefährlich.“

Ich fand außerdem, dass Max Schierling ziemlich giftig aussah. Gut, in diesem Fall bedeutete das wohl das Gleiche. Jedenfalls hatte ich nicht vor, mit irgendeiner der Krabben zu boxen. Meine Stärke liegt eindeutig in der Diplomatie.

„Hey, Digger!“, versuchte ich es bei Evander auf die lässige Art. „Was geht?“

„Hey, Dicker! Was willst du?“, entgegnete Evander auf die gehässige Art.

Okay, dann auf die harte Tour: „Könntest du bitte Kassius seine Seeanemone zurückgeben?“

Evander blinzelte verdutzt. „Nö. Dann hätte ich ja keine mehr.“

„Und wie soll er ohne Anemonen boxen, hmmm?“

„Aber wir boxen doch gar nicht wirklich. Ehrlich gesagt, tun wir bloß so, als wären wir harte Burschen“, sagte Bubi Holz. Rocky knuffte ihn grimmig in die Seite, aber Bubi fuhr unbeirrt fort: „Wir praktizieren nur Schattenboxen – Tai Chi, ohne zu kämpfen. Würde den Anemonen ja sonst weh tun.“

„Das ist sehr rücksichtsvoll von euch“, antwortete ich. „Aber ihr müsst auch fair zu Kassius sein. Wenn jeder von euch einen kleinen Teil seiner Anemonen abgibt, reicht es für ihn für ein zweites Sträußchen. Ihr solltet euch nicht gegenseitig bekämpfen, sondern zusammenhalten!“

Die Boxerkrabben steckten die Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt miteinander. Dann reichte eine jede von ihnen Kassius ein paar Anemonen entgegen, der sie dankbar annahm.

„Ich hätte dir ein paar von meinen abgegeben“, sagte Kassius zu Evander. „Du hättest nur zu fragen brauchen!“

„Tut mir ehrlich leid!“, sagte Evander zerknirscht. „Wenn du mal Hilfe brauchst, gib mir Bescheid.“

„Toll, wie du die Krabben miteinander versöhnt hast! Wer hätte gedacht, dass die Boxer eigentlich friedliche Blumenkinder sind? Das war echte Flower-Power!“, strahlte MauMau, als wir wieder aus dem Meer auftauchten.

„Ich bin halt ein Hippie- statt ein Hippopotamus!“, schmunzelte ich zufrieden.

MauMau und Bonolino tauchen wieder aus dem Meer auf.


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Tai Chi und Qi Gong

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