Bonolino und die Walpurgisnacht

„Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“ – ein fast zweihundert Jahre altes Gedicht kam mir in den Sinn, als ich den Kopf aus dem Fenster meines Gartenhäuschens streckte und tief die frische Luft einatmete. Aaaaaaah!

„Hatschiiii!“, ertönte es aus meinem Garten. „Blöder Heuschnupfen!“ Frühlingsluft wirkt sich offenbar bei jedem anders aus.

Eine andere Stimme lachte: „Du hast wahrscheinlich eine Katzenhaarallergie!“

„Quatsch, wie soll das denn gehen?“, fragte eine weitere Stimme.

MauMau hat sich vervierfacht!“, hörte ich Knabber aus dem Apfelbaum rufen. Schnell trat ich nach draußen. In meinem Pflanzenbeet mit dem Großen Hexenkraut standen drei schwarze Katzen, die sich gegenseitig anmaunzten. Hö? Wo kamen die denn her? Und wo war MauMau?

„Wer seid Ihr?“, fragte ich die Katzen.

„Kassandra, Kassiopeia und Kirke“, erwiderte die Erste. Hmmm. Das waren aber mal ausgefallene Namen!

„Wir sind im Auftrag unserer Meisterinnen hier“, sagte die Zweite.

„Unsere Meisterinnen sind die Hexen Hedwig, Hertha und Henny“, ergänzte die Dritte.

„Aha. Und warum haben sie euch nicht begleitet?“, fragte ich.

„Sie sind ein bisschen zu gut durch den Winter gekommen“, antwortete Kassiopeia.

„Zu schwer, um auf ihren Besen herumzufliegen, und nicht besonders gut zu Fuß“, sagte Kirke.

„Fluguntauglich. Das ist das Problem“, sagte Kassandra. „Am 30. April ist Walpurgisnacht, und dann fliegen alle Hexen auf den Blocksberg, um gemeinsam zu feiern. Die bucklige Verwandtschaft treffen und so. Unsere Meisterinnen müssen aber erst ein wenig Übergepäck … äääh … Übergewicht loswerden, sonst können sie sich nicht in die Luft schwingen.“

Oh! Ich blickte auf meinen kugelrunden blauen Bauch hinab, der in der kalten Jahreszeit ebenfalls „expandiert“ hatte und seufzte. „Aber wie kann ich denn dabei helfen?“

Eine weitere schwarze Katze gesellte sich zu den Dreien. Sie trug ein rotes Band mit einem goldfarbenen Glöckchen um den Hals. MauMau.

„Das ist doch ganz einfach, Bonolino“, meinte MauMau. „Du betätigst dich als Online-Fitnesstrainer! Turnst den Hexen vor der Webcam Übungen vor, und die drei Ladies machen vor ihren Notebooks, Tablets, Glaskugeln oder was auch immer mit!“

Ich zog eine Flunsch. „So habe ich mir das aber nicht vorgestellt! Ich will nicht turnen! Ich bin noch etwas winterschläfrig, von meiner Frühjahrsmüdigkeit gar nicht zu reden! Außerdem brauche ich ja auch nicht auf den Blocksberg zu fliegen. Ich bin ein Fluss- und kein Flugpferd!“

„Aber es würde dir ziemlich guttun“, sagte MauMau. „Und als Gesundheitsbotschafter musst du außerdem als gutes Beispiel vorangehen!“

„Gehen, aber nicht springen“, grummelte ich. „Bin auch kein Hüpfpferd.“ Dann fügte ich mich in mein Schicksal, ging ins Haus und suchte in der Kleidertruhe nach meinem alten, rot-weiß geringelten Turnanzug, in der Hoffnung, dass er noch passte. Das tat er. Fast. Hie und da musste ich etwas Naht herauslassen. Die drei Hexen-Katzen machten sich wieder auf den Heimweg, um ihren Frauchen von ihrem Besuch bei mir zu berichten. Ich ging davon aus, dass die Hexen sich über das körperliche Ertüchtigungsprogramm genauso sehr freuten wie ich. Vielleicht könnte ich mir stattdessen eine Schlemmerdiät ausdenken? Jaaa, ich weiß, dass das nicht funktioniert!

Die drei schwarzen Katzen schauen Bonolino bei seinen Trainingsübungen zu

Gemeinsam mit Knabber (das Eichhörnchen konnte gut springen), Türülü (die Amsel konnte gut fliegen) und MauMau (die Katze konnte gut balancieren) erarbeitete ich ein anspruchsvolles Gymnastikprogramm. Damit ich mich vor den Hexen nicht blamierte, übte ich vorher vor einem Spiegel. Je öfter ich übte, umso fitter wurde ich, und die Übungen machten mir sogar Spaß! Das hatte ich nicht erwartet!

Jetzt freute ich mich richtig auf die Übungsstunden mit den Hexen! Ich legte mir sogar eine Fitness-Uhr zu, mit der ich meine Trainingserfolge per App nachverfolgen konnte. Wer hätte gedacht, dass Sport so spannend sein kann! Als es dann soweit war, dass das tägliche Online-Training beginnen konnte, war ich mächtig aufgeregt! Natürlich wurde am Anfang reichlich gejammert und gejapst, aber das ist normal. So ging es mir schließlich auch. Nach und nach fanden Hedwig, Hertha und Henny unter viel Gelächter und Gekicher ebenfalls ihre Freude an den Übungen. Das Ganze machte einfach einen Heidenspaß! Im Hintergrund sah ich auf meinem Computerbildschirm sogar die schwarzen Katzen mitturnen.

Im Nu schmolzen die Pfunde dahin, selbst mein Bauch wurde weniger. Nicht zu viel versteht sich, denn schließlich bin ich ein Dickhäuter! In der Walpurgisnacht riefen mich die drei überglücklichen, erfolgreich erschlankten Hexen per Handy-Videoanruf an und ließen meine Freunde und mich so ein bisschen an ihren Feierlichkeiten teilhaben. Sie flogen Runde um Runde auf dem Blocksberg, die Katzen auf ihren Rücken sitzend. Im Hintergrund hörte ich ihre zahlreichen Kumpaninnen „Heia, hoho, Walpurgisnacht!“ singen und jubeln.

„Weißt du MauMau“, sagte ich später zu der kleinen schwarzen Katze, „anfangs hätte ich dich für deinen Vorschlag ja am liebsten in einer Welpenschule angemeldet. Aber jetzt bin ich dir dafür sehr dankbar! Ich habe mich als Trainer für phantastische Tiere und Wesen zertifizieren lassen, und biete demnächst Hexentanzkurse, Yeti-Yoga und Rumba-Zumba an!“

Eine Hexe fliegt singend mit ihrer Katze auf dem Rücken über den Blocksberg


Weblinks: Wikipedia


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