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/Newsletter 2021/07

Automotive Health:
Wenn dein Auto merkt, wie es dir geht ...

Maja Musterfrau ist viel zu früh aufgestanden und seit Stunden auf der Autobahn unterwegs. Die Müdigkeit macht sich bemerkbar. Eben hat sie das Radio lauter gestellt und die Klimaanlage runter geregelt. Ihre Lenkbewegungen werden ruckartiger und jetzt touchieren die Autoreifen auch noch die Markierungsstreifen der rechten Fahrspur.

Spätestens jetzt meldet sich das Driver-Monitoring-System ihres Autos mit eindeutigen Hinweisen. Es hat aus Majas Verhalten geschlossen, dass dringend eine Pause nötig ist. Je nach System sieht Maja ein Symbol im Display (eine Kaffeetasse z. B. bei Mercedes) oder sie wird mit einem akustischen Signal oder einem Vibrieren im Lenkrad daran erinnert, eine Pause einzulegen. Im „Healthcare-Cockpit“ von Hyundai zum Beispiel, könnte Maja nun damit rechnen, dass sie durch anregende Düfte wie Zeder oder Pfefferminze belebt wird.

Attention Assist
Attention please! Das Display von Mercedes-Benz hat einen müden Fahrer erkannt und schlägt eine Kaffeepause vor. Foto: Daimler AG – Global Communications Mercedes-Benz Cars

Bei höherwertigen Modellen unterschiedlicher Automarken gehört dieser „Müdigkeits-Assistent“ zur Basisausstattung, bei anderen muss er hinzugebucht werden – meist mit einem speziellen Ausstattungspaket.

Wäre Maja zum Beispiel in einem Mercedes EQS (vollelektrische Version der S-Klasse) unterwegs, könnte sie nach ihrer Pause die Massagefunktion der Sitze nutzen und mit fein abgestimmten Klängen, Düften und mit dazu passender wechselnder Innenraumbeleuchtung kombinieren. Mercedes spricht sogar von „spürbaren Klangschalen-Frequenzen im Sitz“. Wenn das Auto zur Wellness-Oase wird ...

Vitaldaten aus Wearables

Kann ein Fahrzeug erkennen, wie sich der Fahrer fühlt und automatisch für mehr Wohlbefinden hinter dem Steuer sorgen? Mercedes-Benz kooperiert dazu mit Garmin, einem der Top-Hersteller von Fitnessuhren. „Energizing Coach“ heißt das dann. Über eine Mercedes-App übermittelt die App der Smartwatch signifikante Vitaldaten, wie z. B. Herzfrequenz, Stresslevel und Schlafqualität, des Trägers an das Fahrzeug. Daraus leitet ein Algorithmus das Wohlbefinden des Trägers ab und empfiehlt unter Berücksichtigung weiterer Parameter das passende Programm. Nimmt der Fahrer die Empfehlung an, passt sich die Atmosphäre im Innenraum optimal an seine Bedürfnisse an.

Das Auto weiß, was der Fahrer braucht. Das gilt für alle Hersteller. Bei Audi heißt das „Audi Fit Driver“. Auch BMW, Jaguar, Land Rover, Kia, Nissan, Toyota und Volkswagen bieten ähnliche Möglichkeiten an. Alle diese Features gehören zum längst nicht ausgereizten Feld Automotive Health, das immer stärker ins Blickfeld der Hersteller rückt.

Mit der Kraft der Gedanken

Brain-Computer-Interface
Das Auto verbindet sich mit dem Menschen. Ein BCI-Gerät im Vision AVTR. Foto: Daimler AG – Global Communications Mercedes-Benz Cars

Das kürzlich vorgestellte Vision AVTR von Mercedes-Benz kann mittels Brain-Computer-Interface (BCI) sogar Gedanken lesen. Ein am Hinterkopf des Fahrenden befestigtes BCI-Gerät erfasst dazu die Gehirnaktivität mit Hilfe von Elektroden und stellt nach einminütiger Kalibrierung eine Verbindung zum Fahrzeug her. Dann werden Lichtpunkte auf das Armaturenbrett projiziert. Das Gehirn reagiert auf die visuellen Reize und das BCI-Gerät erkennt, auf welche Lichtpunkte der Nutzer seine Aufmerksamkeit richtet („Attention-Sensing-Interface“). Die neuronale Aktivität erhöht sich entsprechend der Stärke der Fokussierung. Anschließend löst das Gerät die anvisierte Funktion aus. Hierüber lassen sich dann das Navigationsziel auswählen, die Radiosender wechseln oder die Innenraumbeleuchtung steuern.

Was in der Medizinforschung begann, um bewegungseingeschränkte Menschen zu unterstützen (z. B. beim Exoskelett), findet in den „liebsten Kindern der Deutschen“ zunehmend Verwendung. Das Auto und die eigene Gesundheit verschmelzen zu einer Einheit.

Vision AVTR
Futuristisch! Das neue Vision AVTR wurde im September auf der IAA vorgestellt. Foto: Daimler AG – Global Communications Mercedes-Benz Cars