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/Newsletter 2023/02

Zöliakie und andere getreideassoziierte Erkrankungen

Definition, Diagnose und Behandlung

Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung – nicht selten vorkommende Beschwerden, die nach dem Essen auftreten und nach kurzer Zeit wieder abklingen können. Oft treten diese Beschwerden immer wieder und langanhaltend auf.

In solchen Fällen können eine Zöliakie, eine Gluten-/Weizensensitivität oder eine Weizenallergie dahinterstecken. Die Symptome sollten ernst genommen werden. Für eine gezielte Therapie und ein beschwerdefreies Leben ist eine richtige Diagnostik essenziell.

Wie unterscheidet sich die Zöliakie von den anderen Krankheitsbildern?

Bei dieser vererbbaren Autoimmunerkrankung reagiert das Immunsystem auf das in den Getreidesorten Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel enthaltene Klebereiweiß Gluten, unter anderem zuständig für die großartige Konsistenz von Backwaren. Der Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel führt hierbei zu Entzündungen der Darmschleimhaut und Rückbildung der Darmzotten. Bei einigen Betroffenen kann die Aufnahme kleinster Mengen bereits eine Reaktion des Immunsystems hervorrufen und die Entzündungen befeuern. Bleibt die Zöliakie unbehandelt, kann es zu Vitamin- oder Mineralstoffmängel, vor allem Eisenmangel (durch eine verminderte Aufnahme der abgeflachten Darmzotten), kommen. Mit Zöliakie assoziiert sind andere Autoimmunerkrankungen, vor allem Diabetes Typ 1 und Erkrankungen der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow).

Eine Zöliakie kann relativ einfach diagnostiziert werden: Das Testen auf spezifische Antikörper (IgA-TTG/EmA-Ak (Auschluss IgA-Mangel) im Blut ist der erste Schritt, um auf dem richtigen Weg zur Diagnose zu sein. Eine darauffolgende Dünndarmbiopsie (Probeentnahme aus dem Zwölffingerdarm) bestätigt in der Regel die Diagnose und stellt das Ausmaß der Schädigungen im Dünndarm fest. Voraussetzung für eine korrekte Diagnose sind die erblichen Faktoren und der Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln.

Zöliakie tritt bei Erwachsenen und Kinder auf. In Deutschland ist ungefähr 1 % der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. Allerdings ist die Dunkelziffer der nicht erkannten Zöliakie-Fälle sehr hoch und dürfte zwischen 80 und 90 % liegen.

Gluten-/Weizensensitivität und Weizenallergie

Von der Gluten-/Weizensensitivität spricht man, wenn Betroffene auf Gluten reagieren, wobei eine Zöliakie und eine Weizenallergie diagnostisch ausgeschlossen wurden. Der Stoffwechsel reagiert möglicherweise auf weitere Eiweißbestandteile, die in glutenhaltigem Getreide enthalten sind. Wie bei der Zöliakie, sind die Zusammenhänge der Entstehung noch nicht geklärt. Da auch die Symptome relativ unspezifisch sind und von Bauschmerzen, Durchfall über Müdigkeit bis hin zu Kopfschmerzen und Ekzemen reichen können, ist der Ausschluss von Zöliakie sowie Weizenallergie in diesem Zusammenhang ausschlaggebend.

Bei der Weizenallergie handelt es sich um eine allergische Erkrankung, bei der im Körper nach erstem Kontakt zu Weizen Antikörper gegen dessen Bestandteile gebildet werden.

Die Diagnose Zöliakie, Gluten-/Weizensensitivität und/oder Weizenallergie sieht u. a. eine Ernährungsumstellung vor.

Mit der Diagnose beginnt der Einstieg in eine lebenslange, glutenfreie Ernährung. Glutenhaltige Getreidesorten (Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel) und dessen Erzeugnisse werden durch natürlich glutenfreie Getreide wie Mais, Reis, Buchweizen und Quinoa, ersetzt. Alle naturbelassenen Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte, Milchprodukte bleiben im Speiseplan. Die glutenfreie Ernährung bleibt abwechslungsreich, gesund und lässt sich mit einer guten Ernährungsberatung meistern. Die große Auswahl an glutenfreien Lebensmitteln im Handel erleichtert die Auswahl und macht Lust aufs Probieren. Lebensmittel, die als glutenfrei ausgelobt sind, und zusätzlich das Symbol der durchgestrichenen Ähre tragen, sind bedenkenlos. Auch das Reisen und die Restaurantbesuche sind, mit einigen Vorkehrungen, weiterhin möglich.

Eine korrekte Diagnose und die Aussicht auf eine Ernährungsumstellung mögen zunächst beunruhigend sein, aber die Verbesserung der Beschwerden und der Gewinn an Lebensqualität wiegen dies in der Regel auf.